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Weinmahleins


im Restaurant Cinco in Berlin am 24. Januar 2018

Das Universum in einer Erbsenschale. Nun, das wäre vielleicht doch ein wenig übertrieben. Das Universum des Paco Perez aber, das immer auch jenes seines Berliner Küchenchefs Andreas Rehberger ist, passt wunderbar in diesen ersten Gang. Dreierlei von einer aus Katalonien eingereisten Erbse, ganz knackig, als vollmundiger Schaum und raucharomatische Asche. Und ein Teller, den man als Antithese jenes brutal-lokalen Küchentrends verstehen könnte – und der doch eigentlich seine genaue Bestätigung ist. So eine Erbse, die pointiert aber nie plauderhaft von Boden, Terroir, und Klima erzählt, wächst eben nicht in der Mark. Im Land des Wurzelgemüses schmeckt es weniger grün..

Cinco_Weinmaleins_c_LenaGanssmann

Und schon sind wir mittendrin in diesem tip Weinmahleins präsentiert von Mastercard Priceless Berlin. Und mittendrin im Restaurant Cinco im Hotel Das Stue in der ehemaligen dänischen Botschaft in Tiergarten ganz, ganz mitten in Berlin. Ein In-Ort, wenn man so also will. Das Küchenkonzept, das der katalonische Spitzenkoch Paco Perez dem Cinco auf den Leib geschrieben hat, ist seit der Eröffnung 2013 mit einem Michelin-Stern gekürt. Seit sich aber der junge Österreicher Andreas Rehberger als Küchenchef merklich freischwimmen durfte, schmeckt es uns noch einmal besser. Auch in diesem Menü begeisterte der Spagat zwischen vermeintlicher Statusküche – das Tatar vom Wagyu als Amuse Gueule war unfassbar aromatisch und, ja, cremig –, präzisem Handwerk und Ausflügen ins Berliner Umland. Tiefenentspanntes Filet vom Weidelamm, und von unserem Partner Havelland Express – mit diversen Texturen der Roten Bete, Spanien liegt manchmal auch in Brandenburg, zumindest wenn ein österreichischer Spitzenkoch am Herd steht.

Die Weine dazu, sie kamen aus der Pfalz. Wobei auch Paco Perez selbst ein ausgesprochener Rieslingtrinker sein soll. Das Aussprechen ihrer Weine übernahm an diesem Abend Yvonne Lucas vom Familienweingut Margarethenhof in Forst. Forst? Nun, seine besten Lagen teilt sich der Ort mit dem benachbarten Deidesheim. Mehr Riesling geht kaum. Wobei der Abend mit einem crisp-schmelzigen Weißburgunder (zur Erbse) ganz klar und grün begann. Danach und nachhaltig: die Rieslinge der Spitzenlagen Ungeheuer und Jesuitengarten. Die windgeschütze Lage und Sandsteinböden geben ihnen beides mit: eine klare Mineralität und einen vollen, indes eleganten Körper.

Voll, im Sinne von Vollmundig: Der Signaturgang der Perez’schen Küche, ein schlonziges Risotto mit Pilzen und schwarzem Trüffel, das in Spanien „Arroz Meloso“ heißt. Soulfood müsste man eigentlich dazu sagen, nur aber auf so hohem Niveau, wie das Cinco und überhaupt das Stue ein Hauptstadthotel auf höchstem Niveau ist, darüber aber den Charme, das Charisma nicht vergisst. Schließlich ist auch der verbindlichste Service, diese lautlose Choreografie, nur dann ein Fest, wenn er auch noch die Seele eines Landes transportiert.

Hat funktioniert lieber Andreas Rehberger und das ganze Cinco-Team. Danke für diesen wunderbaren Abend.

Text: Clemens Niedenthal
Fotos: Lena Ganssmann