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„Es zeigt uns: Wir sind auf dem richtigen Weg!“

Weingut Margarethenhof: Die Geschwister Yvonne Libelli und Martin Lucas freuen sich über die Vinum-Auszeichnung „Entdeckung des Jahres“

Interview vom Mannheimer Morgen mit Yvonne

2011 haben Yvonne Libelli und ihr Bruder Martin Lucas das Weingut Margarethenhof von ihren Eltern übernommen. Seitdem hat sich viel getan, was nun mit der Auszeichnung der Redaktion des aktuellen Vinum Weinguide als „Entdeckung des Jahres“ belohnt wurde. Der Erfolg resultiert zum einen aus den neuen Ideen und den Vorstellungen der beiden jungen Winzer, zum anderen sind beide auch sehr aktiv mit anderen Winzern vernetzt. Sie sind Teil der Generation Riesling, einer Jungwinzerinitiative vom Deutschen Weininstitut, sowie ein Teil von Winechanges, der Winzergruppe aus der Verbandsgemeinde Deidesheim. Durch diese Zusammenschlüsse ergibt sich ein offener Austausch, die Weine werden gegenseitig kritisch probiert, wodurch immer neue Ideen entstehen, was den Geschwistern wichtig ist. Im Gespräch erzählt Yvonne Libelli von ihren Weinen, ihren Ideen und Zukunftsplänen.

1.        Was bedeutet die Auszeichnung der Redaktion des aktuellen Vinum Weinguide als „Entdeckung des Jahres“ für Sie und Ihr Weingut?

Die Auszeichnung zur Entdeckung des Jahres hat uns sehr gefreut und bedeutet meinem Bruder und mir wirklich viel.

Unsere Eltern sind ebenfalls sehr stolz auf uns, zeigt es Ihnen doch auch unabhängig und von außen, dass wir in der Lehre und im Studium gut aufgepasst und zu Hause unsere Hausaufgaben gemacht haben. Diskussionen bleiben natürlich gerade in einem Familienbetrieb nicht aus wenn man den Betrieb von einer Generation zur nächsten übergibt und die junge Generation ganz neue Ideen und Herangehensweisen hat. Die Auszeichnung zeigt, dass wir uns mit unseren Weinen und unserem Stil auf dem richtigen Weg befinden und wir diesen mutig weiter gehen sollten um unser Weingut in die Zukunft zu führen. Ich denke das beruhigt die beiden auch ein Stück weit wenn sie in die Zukunft blicken 😀

2.        Sie haben zusammen mit Ihrem Bruder Martin Lucas 2011 das Weingut von Ihren Eltern übernommen – was hat sich seitdem verändert?

2011 haben wir beide unser Studium bzw. die Weiterbildung zum Weinbautechniker beendet und sind federführend in die Weinbereitung und alle Betriebsabläufe eingestiegen und haben nach und nach die Verantwortung übernommen. 

Stück für Stück haben wir umgesetzt was wir in der Ausbildung gelernt haben. Das Weingut bot eine gute Ausgangsbasis, da sind wir unseren Eltern sehr dankbar. Gerade Geräte- und Gebäudetechnisch sind wir gut aufgestellt und unser Lagenportfolio ist toll. Wir mussten eigentlich nur noch an ein paar Stellschrauben drehen. Wir haben uns von den klassischen Prädikaten verabschiedet und setzen auf eine dem VDP angelehnte Qualitätspyramide aus Gutswein, Ortswein und Lagenwein, in der beim Riesling die unterschiedlichen Weinbergslagen und -Böden im Fokus stehen. Um diese Lagenunterschiede bestmöglich zu zeigen, selektieren wir bei der Ernte deutlich stärker als in der Vergangenheit und ernten die besten Weinberge auf mehrere Etappen, um ausschließlich die besten und aromatischsten Weintrauben für den jeweiligen Lagenwein zu verwenden. Diese Vorlese oder auch ein ausdünnen und somit ein bewusster Verzicht auf einen Teil der Ernte war für unsere Eltern anfangs schon ungewohnt und wäre für unseren Großvater, der das Weingut mit seiner Mutter gegründet hat, völlig undenkbar gewesen. 

Das Etikett und unser ganzes Auftreten nach außen haben wir mit der Zeit auch etwas modernisiert, sind unserem familiären Stil jedoch treu geblieben und haben weiterhin unser Familienwappen im Logo und die Handschrift unserer Mutter im Schriftzug. Es war uns wichtig nicht völlig mit dem Ursprung unseres Weinguts zu brechen, sondern daraus behutsam etwas Neues zu schaffen. Das ist uns glaube ich ganz gut gelungen, wir konnten seitdem viele neue Kunden und Fans unserer Weine dazu gewinnen, die alten jedoch auch weiterhin behalten.

3.        Wie würden Sie Ihren Wein beschreiben?

Unser Herz schlägt ganz klar für den Riesling in all seinen Facetten – mit Forst als Augsangslage auch irgendwie naheliegend. Unsere Rieslinge sind eher spritzig, filigran und fruchtbetont und vor allem im Lagenbereich sehr langlebig und zeigen ihre Herkunft und den jeweiligen Jahrgang. 

Daneben spielen für uns auch die Burgundersorten eine große Rolle, die auch alle nicht zu kräftig sondern eher frisch und fruchtig sind. Weissburgunder, Auxerrois und Sauvignon Blanc sind eher die fruchtig, locker-leichten, Grauburgunder und Chardonnay die cremig-kräftigeren Weine.

Im Rotweinbereich setzen wir schon immer auf die klassischen Pfälzer Rebsorten wie Sankt Laurent und Spätburgunder. Hier könnten wir uns vorstellen, das Sortiment für die Zukunft noch um ein oder zwei Cuvées zu erweitern. 

4.        Was macht für Sie einen guten Wein aus? 

Ein guter Wein ist für mich der, der in Erinnerung bleibt, den man genießt, über den man spricht und der nicht belanglos ist. Wein muss nicht immer aufdringlich die erste Geige spielen, ist jedoch als Begleiter zum Essen und zu guten Gesprächen bei uns immer gern gesehen.

Mein Lieblingswein aus 2018 ist unser Forster Riesling Ortswein. Bisher fehlte die Kategorie ORTSWEIN in unserem Sortiment, und während der Weinlese 2018 haben wir gezielt darauf hingearbeitet. Der ORtswein Forster Riesling besteht vor allem aus einer jüngeren Parzelle der Lage Ungeheuer und aus den Vorlesen der Lagenweine Ungeheuer, Pechstein und Jesuitengarten. Hat er sich frisch abgefüllt zur Prowein 2019 noch ein wenig brav und verhalten probiert, hat sich der Wein mittlerweile toll entwickelt. Viel offener, feingliedriger und mineralischer als noch im März schließt er wunderbar die Lücke vom eher saftigen Gutswein KERNSTÜCK hin zu den Lagenrieslingen. Der Jahrgang 2018 wird bei den Lagenenweinen erst ab September 2019 in den Verkauf kommen.

5.        Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Zuerst werden wir noch ein wenig im Keller in die Abfülltechnik unserer Weine investieren und auch die Neuausrichtung und den Ausbau unseres Rotweinsortiments haben wir uns für die nächsten Jahre als Ziel gesetzt. Sekt ist ein Feld, in welchem wir gerade verändern und in dem wir uns noch verbessern wollen.

Dann habe ich nur noch einen großen Traum: Den Neubau unseres Weinverkaufs im Hof mit Blick über die Weinberge und auf die Wachtenburg in Wachenheim.

Es wird nicht langweilig, es gibt immer ein neues Projekt, das es anzupacken gilt.

Mehr Tiefe, mehr Substanz und mehr Biss im Wein

Interview mit Matthias Mangold für den Vinum Wineguide 2019

Wie lief bei Ihnen die Generationenübergabe, Frau Libelli?

Ja, so langsam läuft es im ruhigen Stil. (lacht)
Was man immer als Erstes machen darf, was für die Eltern wohl am einfachsten ist, ist der Außenauftritt, Etiketten, das Logo … Das tut vielleicht noch nicht so weh wie alles andere. Dann haben wir nach und nach investiert, haben eine zweite Presse angeschafft, arbeiten mit einem Förderband und gehen insgesamt sehr schonend vor. Wir lesen wesentlich mehr mit der Hand als zuvor, lesen auch in Boxen, aber bei uns als kleinem Familienbetrieb muss das auch alles effizient sein, wir haben ja keinen großen Mitarbeiterstab.

Gehen Sie auch bei der Verarbeitung grundsätzlich anders vor?

Zeit spielt eine wesentliche Rolle. Wir geben den Weinen mehr Zeit, sich zu entwickeln. Unsere Eltern fuhren immer sehr viel aus zu Privatkunden quer durch Deutschland. Aufgrund der Arbeitsspitzen im Herbst und dem anschließenden Weihnachtsgeschäft wurden die Weine früher möglichst rasch abgefüllt. Das ist nun nicht mehr so, wir müssen nicht schon an Weihnachten alles filtriert haben, damit im Keller nichts anbrennt.

Sie punkten ganz klar mit den Rieslingen.
Welche weiteren Stärken haben Sie?

Ein Kundenliebling ist Auxerrois, dafür haben wir ein bisschen einen Namen in der Gegend. Sauvignon Blanc steht gleichfalls hoch im Kurs, und seit ein, zwei Jahren haben wir bei ein paar Händlern mit den Rosés einen echten Erfolg gelandet, was wir gar nicht erwartet hatten. Das sind so zwei fruchtige, duftige Typen.

Wie würden Sie Ihren Riesling-Stil beschreiben?

Ich denke, wir sind dabei, einen etwas individuelleren Stil zu finden als bei unseren Eltern, die sehr sauber und geradlinig gearbeitet haben.
Mein Vater mag es, wenn es duftet, er war immer primärfruchtiger orientiert als wir. Wir versuchen hingegen, mehr Tiefe in den Wein zu bekommen, mehr Substanz. Wir wollen den Riesling trockener, als er ihn gemacht hat. Mehr Biss hineinbringen.

Ihre Weine strahlen eine große Ruhe aus. Woher kommt das?

Wir haben in der Vergangenheit auch mal mit der Maischestandzeit experimentiert, aber inzwischen geht es mehr in Richtung langes
Fein- oder Vollhefelager, auch mal aufrühren, wenn wir das Gefühl haben, da kann man noch was herauskitzeln.

An wem orientieren Sie sich, wer sind Ihre geschmacklichen Vorbilder?

Wir sind an der Mittelhaardt, und da gibt es natürlich einige Helden, zu denen man aufschaut, auch wenn das eine große Spanne ist.
Ich bin vielleicht etwas voreingenommen, wenn ich sage, dass mir die Weine von Bürklin-Wolf gut gefallen. Aber das haben sie schon, bevor ich meinen Mann geheiratet habe, der dort Kellermeister ist. Wir mögen einfach den klassischen Stil.

Seit 2011 teilen sich Yvonne Libelli und ihr Bruder Martin Lucas die
Verantwortung auf dem Familienweingut Margarethenhof.

Das Lagenpotenzial enthält so imposante Namen wie Forster Ungeheuer
oder Pechstein. In diesem Jahr stellten die Geschwister ihre Kollektion
zum ersten Mal offiziell bei uns an. Besonders die Rieslinge verblüfften durch ihre Ruhe, Tiefe und Vielschichtigkeit.

Vinum Entdeckung des Jahres 2019